EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN
Digitalisierung – ein Gemeinschaftsprojekt
Bei vielen Unternehmen herrscht Unklarheit darüber, wie neue Arbeitsprozesse in einem digitalen Umfeld im Detail umgesetzt werden müssen. Nicht selten fühlen sich Verantwortliche mit ihren Entscheidungen alleine gelassen. Man hat Bedenken, im digitalen Wirrwarr den Boden unter den Füßen zu verlieren und auf der Strecke zu bleiben.
Die von unterschiedlichen Interessengruppen verwässerte Informationsflut macht es nicht gerade leichter, den Überblick zu behalten und realistische Lösungen in Angriff zu nehmen. Das wird auch beim derzeitigen Zugpferd des digitalen Wandels im Baugewerbe, Building Information Modelling kurz „BIM“, deutlich. Bei dieser digitalen Planungsmethode werden alle Informationen eines Bauprozesses gesammelt und den jeweiligen Beteiligten zugänglich gemacht.
„BIM-to-Field funktioniert mit unserem PLT 300 bereits sehr gut, die ersten deutschen Planer arbeiten mit unseren MEP REVIT Familien.“ Dipl. Ing. Joachim-Urs Müller, Head of Engineering Regoion Süd, Hilti Deutschland
Geplant wird anhand eines virtuellen Bauplanes, der nicht nur 3-D Simulationen abdeckt, sondern in Echtzeit alle relevanten Daten des gesamten Gebäudezyklus bis hin zu dessen Verwaltung in einem agilen Umfeld aufzeigt. Big Data zwischen Reißbrett und Betonmischer. Fehlplanungen, kostspielige Nachbesserungen oder Verzögerungen werden dadurch vermieden. Als übergreifendes, digitales „Allzweckwerkzeug“ schafft BIM so die Brücke zwischen Auftraggeber, Planer und den ausführenden Gewerken. Bauen wird effizienter, einfacher und vor allem transparenter.
BIM muss praktikabel sein
Nichtsdestotrotz müssen BIM Planungs- und Bauleistungen in Ausschreibungen genau definiert sein. Alleine die Aussage: „Wir wollen BIM“, kann nicht gelten. „Die Anforderungen seitens der Auftraggeber müssen ganz klar definiert und in einem Pflichtenheft festgehalten werden“ sagt Rechtsanwalt Dr. Jörg L. Bodden. Es braucht gemeinsame Spielregeln, in denen Begrifflichkeiten, die Verwendung eines gemeinsamen Datenmodells, die Vergütung, Haftung und vieles mehr festgelegt sind. Besonders in der frühen Planungsphase erfordert die BIM-Methode einen erhöhten Arbeitsaufwand. Dieser gleicht sich bei der Bauphase durch klare Prozesse und Strukturen wiederum aus. Die optimale BIM-Projektierung setzt alle relevanten Informationen über ein Gebäude anhand eines komplexen Datenmodells, an dem alle Beteiligten mit den jeweiligen Softwarelösungen arbeiten, voraus. Ein gigantisches Konstrukt, das Simulationen zum Brandschutz oder der Gebäudeoptimierung ebenso zulässt, wie die Berechnung von Logistikabläufen oder die Ressourcenplanung.
Einen praktikablen Ansatz und ein guter Einstieg in diesem Geflecht bietet darüber hinaus die „Little BIM“ Methode, bei der es darum geht, anhand von „Insellösungen“ mit einer gemeinsamen Softwarelösung zu arbeiten.
Über allem steht der Gedanke, Gebäude zuerst zu planen und dann zu bauen. Und wie sieht das in der Realität aus? „Ob BIM schneller ist als eine konventionelle Planung, sei mal dahingestellt, aber wir haben die besseren und vor allem konsolidierte Planungsergebnisse“, meint Dipl.-Ing. Matthias Braun, Leiter der Produktion und Entwicklung der Firma Obermeyer. „Wichtig ist, dass nicht BIM bestimmt, was wir in Zukunft tun müssen, sondern wir selbst.“, so Braun. „Man muss da optimieren, wo man tatsächlich Optimierungspotential sieht, aber man darf es nicht verkomplizieren.“ BIM muss also vor allem praktikabel sein. Das heißt, neue Methoden sollten so eingeführt werden, dass sie auch marktgerecht sind.
Den „einen“ BIM Prozess gibt es nicht. Es geht darum, gemeinsam los zu laufen, zu lernen und die eigene Position im Markt zu sichern.
Am Ende profitieren von der digitalen Denk- und Arbeitsweise und Methoden wie BIM alle Beteiligten eines Projektes. Planbare Kosten, mehr Transparenz und effizientere Prozesse. Eine spannende Aufgabe, die es gemeinsam anzupacken gilt.