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Expertentipps aus der Praxis
Für weniger Stress in der Planungsphase
In der Planungsphase wird der erste Entwurf eines Bauprojekts entwickelt, das Konzept verfeinert und schließlich detailliert. Die Planungsphasen bilden die Grundlage für die praktische Umsetzung eines Bauvorhabens. Im Dschungel aus Normen, Richtlinien, neuen Technologien und Produkten kann der Planer nicht jedes Detail dieser Bausteine kennen.
Die Folge: Pläne, Ausschreibungen, technische Regeln, und Ausführung weichen voneinander ab. So kann ein kleines Detail, wie in der Planung falsch ausgewählte Befestigung, Brandschutz oder Tragsystem später hohe Kosten und Anordnung zur Mängelbeseitigung zur Folge haben. Die Hilti Experten Ui-Hyong Kim und Dr. Jörg Appl haben in ihrer langjährigen Beratungstätigkeit viele typische Fallstricke in der Planungsphase erlebt. Hier erzählen sie, wie Sie sie am besten vermeiden können.
Das gehört zur Planungsphase
Gut geplant ist halb gebaut
Bis zur Vergabe und dem folgenden Baubeginn eines Projekts ist in der Planungsphase bereits viel geschehen: Der Entwurf ist schon genehmigt, und der Planer hat ihn mit den Fachplanern unter Berücksichtigung der technischen Durchführbarkeit weiterentwickelt. Materialien, Kosten und Zeitabläufe wurden geplant und technische Standards sowie Ausführungsdetails besprochen. Auch die Mengen- und Kostenschätzung ist schon erfolgt. Im Idealfall ist in der Planungsphase auf Bauherrenseite so ein detaillierter, gut durchführbarer Plan entstanden, der auch die Koordination der Gewerke untereinander berücksichtigt, damit diese sich später nicht in die Quere kommen.
Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Die ausführenden Unternehmen oder Gewerke haben ihre eigene Einschätzung, welche Produkte sie für besser geeignet oder auf den ersten Blick kostengünstiger halten. Oder es werden im Nachhinein technische Einschränkungen erkannt, die eine Anpassung der Planung begründbar erforderlich machen.
Planungsfallen und ihre Folgen
Technische Experten von Hilti berichten
Ein typisches Problem ist die Spezifizierung oder Mengenermittlung von Produkten in der Planungsphase: So werden z. B. Brandschutzwände oft nur grob geplant, da der Entwurf des Bauteils im Ganzen im Fokus steht, aber nicht die Details. Doch wie genau die Brandschutzlösung später am besten realisiert wird, darauf weist in der Realität dann oft die ausführende Fachfirma hin, so Ui-Hyong Kim, Bauingenieur und Experte für Befestigungen, Gebäudetechnik und Brandschutz bei Hilti: „Jedes Detail, wie zum Beispiel die neuesten Bemessungsvorschriften, kann der Planer ja auch gar nicht kennen.” So kann es passieren, dass plötzlich unerwartete Zeit- und damit Kostenaufwände entstehen, die in der Vordimensionierung anders überschlagen wurden.
„Manchmal ist es auch einfach so, dass noch nicht standardisierte Verfahren verwendet werden sollen,“ bestätigt Dr. Jörg Appl, ebenfalls Technical Marketing Manager for Engineering bei Hilti. „Zum Beispiel der Holzbau erfreut sich im Sinne der Nachhaltigkeit aktuell großer Nachfrage, doch Abschottungslösungen – mit und vor allem auch ohne Mörtel – sind nicht standardisiert und benötigen umfangreichen Feuerwiderstandsprüfungen und Verwendbarkeitsnachweise. So wird es für den Planer viel komplizierter, Probleme zu antizipieren.”
Lesen Sie hier die Erfahrungen der Hilti Experten mit typischen Planungsfallen, und wie man sie vermeidet.
Herausforderungen durch fehlende Standardisierung
Das „Roots” in Hafen City Hamburg ist ein Megaprojekt bei dem 5.500 Kubikmeter Nadelholz verbaut werden. Mit 65 Metern Höhe ist es aktuell das größte Holzhochhaus Deutschlands.
Ihr habt hier mitgeholfen, Lösungen für den Brandschutz zu finden. Wie lief die Planung?
Ui-Hyong Kim: „Das große Problem war, dass der Untergrund Holz noch nicht im Brandschutz geregelt ist. Es gibt zwar eine Musterholzbauverordnung, die festlegt, wie eine Laibung ausgeführt und fachgerecht hergestellt werden muss und dann ausgekleidet wird. Das ist aber aufwändig: die Laibungen müssen zweilagig mit Fugenversatz hergestellt werden, so muss man ziemlich groß ausschneiden und die Laibung einbauen. Dort kann man entweder eine Betonplombe einbauen, was wir für Holzkonstruktionen für nicht ideal halten, oder sie mit anderen Brandschutzprodukten ausfüllen.”
Und was macht man in so einem Fall, wenn es noch keine Standard-Lösung gibt?
„Als Brandschutzhersteller haben wir Pionierarbeit geleistet und Produkte aus unserem Bestandsportfolio genommen und in dem nicht geregelten Untergrund Holz getestet. So ist keine Laibung mehr erforderlich und die Leitungen können nach unseren Prüfspezifikationen abgeschottet werden. Das heißt für das Roots Projekt: Im Werk konnten die Löcher schon alle nach Plan gefräst werden und auf der Baustelle kann man einfach die Leitung einziehen und vergleichsweise schnell mit unseren Brandschutzlösungen, z. B. einer Manschette, abschotten.
Schon in der Planungsphase waren wir mit unserem technischen Berater, Nils Eichentopf-Janssen involviert, und er hat mit der Planerseite zusammen die Detaillösung ausgearbeitet. Wir haben auch im Nachgang mit den ausführenden Bauunternehmen eng zusammengearbeitet. Bei so einem Projekt gibt es so zwar einen höheren Zeitaufwand für die Vorplanung, der Bau konnte dafür aber schneller erfolgen.”
Wie sind die Bauherren auf die Idee gekommen, euch einzubinden?
Dr. Jörg Appl: „In der Regel ist es so, dass unsere Ingenieure oder Verkaufsberater, die dann auch die Planer oder ausführenden Gewerke betreuen, angesprochen werden, wenn Herausforderungen bestehen.”
Bietet Hilti noch weitere Möglichkeiten an, wie man dieser Herausforderung begegnen kann?
Dr. Jörg Appl: „Wir bieten Brandschutzschulungen auf dem neuesten Stand an, außerdem gibt es unsere Webinare und auch Informationsmaterial wie Fachartikel zu dem Thema. Unsere Brandschutzprodukte sind zugelassene Systemlösungen, die sich leicht verbauen lassen. Und wir haben natürlich auch Software: Mit unserem Brandschutz Selektor haben Sie stets die richtigen Brandschutzlösungen im Blick. – Wer kann schon stundenlang Zulassungsdokumente wälzen?”
Unkenntnis von Vorschriften und Normen
Der Planer kennt sich zwar hervorragend mit den gängigen Normen aus, kann aber nicht jede Richtlinie kennen, erläutert Dr. Jörg Appl: „Es gibt z. B. ein zulässiges Lochspiel, das ein Dübel in einer Ankerplatte haben darf. Einmal hatten wir den Fall, dass ein kompletter, langer Tunnel ohne Berücksichtigung dieses Lochspiels geplant wurde. Kein Prüfer hätte diesen Tunnel später so abgenommen, der ganze Tunnelbau wäre stillgestanden. Zum Glück waren wir aber früh genug eingebunden und konnten auf das Problem hinweisen. Mit solchen scheinbar „kleinen Fehlern” haben wir täglich zu tun. Das Problem ist nur, wenn keine Fachexperten in die Planungsphase eingebunden sind, wird es später immer schwieriger, Fehler zu korrigieren.
Was den Planern in vielen Fällen helfen kann: Wir haben unsere eigene Bemessungssoftware, „Profis Engineering”. Damit kann man schon ziemlich gut und sicher planen, sodass keine bösen Überraschungen entstehen, und wir bieten Schulungen für Planer im Bereich Befestigungen an.”
Die bauliche Machbarkeit ist nicht gegeben
Es passiert auch immer wieder, dass die bauliche Machbarkeit mit den in der Entwurfsplanung ausgewählten Produkten nicht gegeben ist. Ui-Hyong Kim kennt ein Beispiel “Im „Chemical Innovation Center” in Kaufering haben wir für den Eingangsbereich einen Sitzbereich und eine Treppe geplant. Es war vorgesehen, eine Ortbeton-Lösung zu realisieren. Doch noch während der Planungsphase hat der Bauunternehmer darauf aufmerksam gemacht, dass es an dieser Stelle nicht möglich ist, die Schalung aufzubauen. Daraufhin konnte noch früh genug auf eine Fertigteilvariante umgeplant werden. Die Treppe wurde im Werk vorgefertigt und dann auf der Baustelle eingebaut. Wäre das Problem in der Ausführungsphase aufgetaucht, hätte es sicher zu Baustillstand geführt.”
Was die technischen Experten raten
Systemlösungen auswählen
Beim Einsatz von Hilti Systemlösungen wird nach Möglichkeit der gesamte Prozess von der Dimensionierung bzw. Auslegung der Konstruktionslösung über die Ausführung bis hin zur Qualitätssicherung und Dokumentation berücksichtigt. Dadurch können Detaillösungen zu Gesamtlösungen zusammengefügt werden und unsere Berater wissen, wie technische Einzellösungen ineinandergreifen. So bieten wir beispielsweise bei Instandsetzungsprojekten verschiedene Verstärkungslösungen wie Querkraftverstärkungen an, die alle oben genannten Schritte von der Planung bis zur Ausführung unterstützen. Gleichzeitig wissen wir, dass nach der Instandsetzung der Tragwerke auch TGA- und Brandschutzlösungen erforderlich sind.
Auch hier bieten wir eine Systemkette von der Vormontage bis zum Channel Calculator zur einfachen Planung von Schienensystemen.
Die Services der Hersteller nutzen
Ein guter Service in der Umsetzung ist Gold wert. Gerade für alle technischen Details und Eventualitäten, die nun mal auf einer Baustelle auftreten, ist es ratsam, einen zuverlässigen Hersteller beratend an der Seite zu haben. Hilti unterstützt z.B. bei der Planung von TGA-Unterkonstruktionen mit den Engineering Services von der BIM-Planung über die Vorfertigung bis hin zu Belastungstests. Auch vor Ort auf der Baustelle sind unsere Field Engineers für Sie da und sprechen zum Beispiel mit Prüfingenieuren, um technische Fragestellungen klarer zu stellen.
Den Hersteller möglichst früh ins Boot holen
Je früher man in die Detailplanung geht, desto eher können Hersteller auftretende Probleme vorhersehen. Auch in der Baubranche gilt die sogenannte „Zehner-Regel” aus der Industrie, die besagt, dass sich ein Fehler in jedem Bauabschnitt kostentechnisch potenziert. Je länger ein Fehler unbemerkt bleibt, desto teurer wird es ihn zu beheben, denn die Parameter sind gesetzt und der Handlungsspielraum wird immer kleiner. Vor allem bei den komplexen Themen Befestigungssysteme, Verstärkungssysteme, Brandschutz und Schienensysteme empfiehlt sich eine baubegleitende Planung mit dem Hersteller.